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12.+13.02.2020 | Damals - heute...: Ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Geht es nur mir so? Wer denkt bei Oklahoma auch direkt an den Sketch mit Preston aus der MTV Serie Jackass? Egal, anderes Thema…


Im Westen Oklahomas, unweit der Grenze zu Texas, im Roger Mills County liegt ein kleines Berlin. Der nächstgrößere Ort Elk City ist wenige Kilometer entfernt, nach Oklahoma City sind es ca. 200km.



Der heutige Roger Mills County war ursprünglich Cheyenne and Arapaho Reservat, wurde aber im Jahre 1892 für die Erschließung geöffnet, wenig später kamen schon die ersten Siedler. Besserer Boden und ergiebigere Brunnen als in den umliegenden Ländereien lockten die Farmer in die Gegend des heutigen Berlins. Es entstand eine Siedlung, die sich sogar zu einer Art Versorgungszentrum für die umliegenden kleineren Ortschaften entwickelte. Die Aussicht, dass der Ort beim Ausbau der Eisenbahn als Haltestelle berücksichtigt werden könnte, sorgte für weiteren Aufschwung. Im Jahre 1897 wurde entschieden, dass hier eine offizielle „Stadt“ gegründet werden sollte.


Zur Namensfindung wurde ein Losverfahren beschlossen: Jeder zukünftige Einwohner durfte einen Vorschlag einreichen. Es soll damals einen einzigen Siedler mit Deutschen Wurzeln in der Gegend gegeben haben. Es war wohl sein Zettel, der gezogen wurde.


Über die kommenden Jahre wuchs Berlin weiter: Es gab ein Post Office, Saloons, Geschäfte, einen Friseur, eine Bank, eine Schule und einen Arzt sowie ein Hotel, insgesamt drei Kirchen und einen Friedhof. Nur die Eisenbahn kam nicht. Einige Farmer weigerten sich, ihr Land für die Bahnlinie herzugeben und nach einigem Hin und Her wurde die Strecke weiter südlich verlegt. Andere Orte bekamen Haltestellen. Und somit einen strategischen Vorteil. Die Blütezeit dauerte nur etwas über ein Jahrzehnt, die Leute zogen weg und Berlin versank bald in der Bedeutungslosigkeit.


Zu gerne hätte ich das damalige Berlin besucht, war jedoch erst ca. 110 Jahre später dort. Im Anschluss an eine Rundreise durch Kentucky, Ohio und Michigan flog ich nach Oklahoma City, von wo ich direkt und zügig über die Interstate 40 Autobahn hätte anreisen können. Allerdings verlief früher zwischen Oklahoma City und Elk City ein Teil der berühmten Route 66. Heute noch kann man auf einigen Original-Abschnitten fahren, es liegen historische Bauwerke und Restaurants, sowie thematische Museen auf dem Weg. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen und plante entsprechend mehr Zeit ein.


Entlang der Route 66 durch die Weiten des Amerikanischen Heartlands fährt man nicht mit irgendeinem 08/15-Mietwagen, ich hatte ganz konkrete Vorstellungen, es musste ein Ford Mustang Cabrio sein. Da spielte es auch keine Rolle, dass es Februar war, mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt – mit dicker Jacke, Mütze und Sitzheizung auf voller Kraft gingen ein paar kurze Teilstücke sogar ohne Verdeck.




Ich machte einen kleinen Schlenker nach Texola, an der Grenze zwischen Oklahoma und Texas. Diese verläuft exakt entlang des 100. westlichen Längengrades, welcher über die Zeit immer mal wieder neu vermessen wurde. Entsprechend wurde die Grenze verschoben und Texola gehörte mal zu Texas, mal zu Oklahoma und dann wieder zu Texas. Aktuell liegt der Ort in Oklahoma.


In Berlin habe ich erfolglos nach Überresten aus der damaligen Zeit gesucht: Die Post, die Geschäfte, das Hotel etc. sind schon lange verschwunden, die Schule wurde 1967 geschlossen. Heutzutage leben nur noch wenige Leute in Berlin, es gibt verstreut einige Häuser und mehr oder weniger verfallene Scheunen. Dazwischen teils Weiden, ansonsten trockenes Grasland und Brachflächen. Der Friedhof existiert noch und ich habe ein kleines Community Center entdeckt. Davor erinnert eine Steintafel an die bedeutsamere Vergangenheit des Ortes – lang ist’s her, ich bin immer wieder fasziniert, was für eine Geschichte hinter einem so unscheinbaren Ort stecken kann!







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